Die Bio-Branche boomt, Naturkosmetik ist seit Jahren ein riesiger Wachstumsmarkt. Allein in den letzten paar Jahren hat sich viel getan. Die Auswahl ist riesig und der Markt in Bewegung. Neue Konzepte, Ideen und Nischen erobern den Markt, die Pioniere verjüngen sich und die nächste Generation ist am Zug.
Zwischen Werten, neuen Ideen, Wachstum und Veränderung stellen sich neue Herausforderungen, aber auch Chancen.
Werte leben, Verantwortung für Mensch und Natur übernehmen und Farbe bekennen. Naturkosmetik ist mehr als nur natürliche Inhaltsstoffe aus der Tube. Wahrscheinlich ist es genau das, was mich heute ein bisschen zusammenzucken ließ, als die Meldung der Übernahme von Logocos durch L’Oréal in meinem Newsfeed auftauchte (siehe auch Erbses Beitrag dazu). Kurz gesagt: ein Riesenkonzern übernimmt ein nachhaltiges Unternehmen.
Zu Logocos gehören Pionier-Marken wie Sante und Logona, die sich 2013 aufgrund der Tierversuchsproblematik vom chinesischen Markt zurückzogen und dieses Jahr ihr Vierzigjähriges feiern. Warum ein riesiger Konzern diesen Handschlag macht, ist klar – warum Logocos das macht, zunächst erstmal nicht.
Ein ähnlich bitteres Gefühl machte sich Ende letzten Jahres beim Verkauf von Ecover & Method an SC Johnson oder pukka und Schmidt’s an Unilever breit.
Letztere verkündeten dies via Social Media sogar als “Big News” mit dem Ziel, Naturkosmetik für alle machen zu können, in die gleiche Richtung wird hier auch seitens Logocos Vorstand und L’Oréal argumentiert. Auch das Handelsblatt betitelt den Kauf von Logocos in der heutigen Pressemeldung als große Chance.
Und doch ist diese Angelegenheit ambivalent, ähnlich zweischneidig wie die der Fleischindustrie, die plötzlich auch vegane Würstchen produziert, weil sie sich gut verkaufen.
Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Ein größeres Angebot als Reaktion auf eine erhöhte Nachfrage ist also eigentlich eine gute Sache. Das bedeutet mehr vegane Würstchen für alle und gleichzeitig mehr Umsatz für die, die den Umsatz gern machen und die Entwicklungen am Markt clever für sich nutzen.
Doch wie lassen sich nachhaltige Überzeugungen und Werte kleinerer Unternehmen mit der Funktionsweise der Global Player vereinen? Wie sinnvoll ist ethical Mainstreaming? Wie könnte großes, internationales Wachstum in der Naturkosmetik alternativ aussehen und welche Rolle spiele ich als Konsument dabei?
Das ist Zukunftsmusik und es sind Fragen, auf die ich nur teils Antworten habe. Ob die grüne Nische den Massenmarkt nachhaltig verändert oder andersherum, lässt sich momentan nur schwer vorausdeuten. Ein Punkt, den ich an dieser Stelle unbedingt anführen möchte, ist, sich der Macht der eigenen Kaufentscheidungen bewusst zu sein.
Diese Kaufentscheidungen sind und waren es, die den großen Boom der Branche vorangetrieben haben, die Nachhaltigkeit überhaupt erst lukrativ für den Massenmarkt gemacht haben und alternative Wege auch weiterhin stärken werden.
Wahrscheinlich wird die Übernahme von Logocos durch L’Oréal nicht die letzte dieser Art bleiben, dennoch hat sie durch die Nähe und den direkten Bezug zum hiesigen Naturkosmetik Pionier eine andere Wucht als die anderen Führungswechsel der Vergangenheit.
Es bleibt abzuwarten, wie sich dieser Wechsel gestalten wird.
Naturkosmetik, Nachhaltigkeit und Wachstum als Chance, wie steht ihr zu diesem Thema?
Was sagt ihr zur Übernahme von Logocos durch L’Oréal?