Ich färbe meine Haare nun schon seit Jahren mit Henna, habe inzwischen so einige Farben und Techniken probiert und auch hier auf dem Blog ist das Färben mit Pflanzenhaarfarbe ein großes und immer wiederkehrendes Thema. Mich erreichen immer wieder Emails und Nachrichten mit der Frage, wie man das perfekte Rot mit Henna erzielt – eine Frage, die sich gar nicht so einfach und pauschal beantworten lässt. Dennoch gibt es ein paar Dinge, die man ganz allgemein festhalten kann.
Heute soll es im Rahmen der Haarbande um das Thema Haare Färben gehen und ich packe diese Gelegenheit beim Schopf, um in diesem Beitrag einige meiner Erfahrungswerte und viele nützliche Informationen rund um das Haare färben mit Henna zu bündeln.
Abwarten
Geduld ist eine Tugend und Grundvorraussetzung für das Färben mit Pflanzenhaarfarbe. Im Vergleich zum Färben mit chemischen Colorationen nimmt das Anrühren, Ziehenlassen, Warten auf Dye Release und auch die Einwirkzeit mehr Zeit in Anspruch.
Die Natur lässt sich Zeit.
Badewanne
Wenn die Farbe fertig aufgetragen ist, ist die Badewanne für mich persönlich der beste Ort zum einwirken lassen. Die Wärme im Bad fördert die Farbentwicklung und versüßt euch die Einwirkzeit. Der Hennaturban kann nicht verrutschen und sollte doch am Ohr oder Nacken ein Tropfen Farbe herunterkleckern, könnt ihr ihn gleich entfernen und tropft nichts voll. Nach der Einwirkzeit könnt ihr gemütlich abtauchen und das Badewasser gleich zum Ausspülen nutzen.
Conditioner
Apropos Ausspülen: Conditioner hilft wunderbar dabei, eventuelle Hennareste aus dem Haar zu holen und gibt zusätzlich schönen Glanz. Direkt nach dem Färben sollte das Haar nicht shampooniert werden, da sich die Farbe in den nächsten 1-2 Tagen noch an der Luft nachentwickelt.
Dye Release
Das Zauberwort, wenn es um Henna geht. Um schöne und intensive Ergebnisse zu erzielen, sollte die Farbmasse genug Zeit zum Ziehen haben, bevor sie auf das Haar kommt, denn nur dann kann sie ihre optimale Färbekraft entwickeln. Die Farbe sollte vor dem Auftrag für einige Stunden oder über Nacht abgedeckt bei Zimmertemperatur durchziehen. Dye Release lässt sich dran erkennen, dass die typisch grüne Masse sich an der Oberfläche orange-rötlich verfärbt.
Einwirkzeit
Grundsätzlich gilt: je länger die Einwirkzeit, desto intensiver und tiefer das Farbergebnis. Die Einwirkzeit richtet sich zum einen nach eurer Haarbeschaffenheit und Ausgangshaarfarbe, sowie nach der Farbe, die ihr erzielen möchtet. Ich persönlich lasse die Farbe derzeit etwa zwei Stunden einwirken, um ein sattes, aber nicht zu dunkles Rot zu erzielen. Für mehr/ weniger Intensität lässt sich die Einwirkzeit individuell variieren.
Feucht halten
Die Henna-Farbmasse wird nur solange Farbe ans Haar abgeben, wie sie feucht ist, deshalb ist es ganz besonders wichtig, dass die Farbe nach dem Auftrag gewissenhaft abgedeckt wird, entweder mit der beiliegenden Haube oder noch besser mit einigen Lagen Frischhaltefolie. Gegebenenfalls könnt ihr die Stellen, an denen ihr begonnen habt mit dem Farbauftrag, auch nochmals mit Farbe bepinseln und mit den Händen durchkneten, um sicherzustellen, dass alles schön feucht ist.
Graue Haare
Henna geht eine dauerhafte Verbindung mit dem Haar ein und ist deshalb als permanente Farbe anzusehen. Auch graue Haare lassen sich mit Henna färben – besonders die gefärbten Silberhaare geben schöne und natürliche Highlights und leuchten etwas heller und besonders intensiv rot.
Handtuchtrocken
Damit sich die Farbe schön gleichmäßig entwickelt und sich leicht im Haar verteilen lässt, sollte das Haar frisch gewaschen sein. Die Farbe wird mit einem Pinsel scheitelweise auf dem handtuchtrockenen Haar verteilt.
Individuelle Ergebnisse
Neben einer gewissenhaften Vorbereitung und etwas Geduld beim Anmischen der Farbe ist die eigene Ausgangshaarfarbe eine ganz entscheidende Variable für das Farbergebnis. Das Henna legt sich wie eine Lasur um das Haar und ergibt zusammen mit der eigenen Haarfarbe ein ganz einzigartiges Ergebnis. Das Haar fühlt sich schön griffig und gekräftigt an und die Farbe verblasst nur langsam und blutet nach dem Färben kaum aus.
Ein Aufhellen mit Henna ist leider nicht möglich.
Ja, aller Anfang ist schwer.
Ich erinnere mich nur noch dunkel an die Zeit, in der ich noch regelmäßig chemisch gefärbt habe und keine Ahnung hatte, was es zu beachten gibt und ob sich das Henna denn mit meinem chemisch vorcoloriertem Haar verträgt. Zudem geben die Anwendungshinweise auf der Packung nur selten genügend Information was das Anrühren und die beste Einwirkzeit angeht. Ich musste da also irgendwie durch. Nach den ersten vorsichtigen Anwendungen lagerte sich das Henna Schicht um Schicht an meinem Haar an, die alte Farbe wuchs heraus, meine Berührungsängste und mein einstiges Granatrot gingen in ein warmes, leuchtendes Hennarot über.
Konsistenz
Die Farbmasse sollte nicht zu fest, aber auch nicht zu flüssig sein, damit sie sich gut im Haar verteilen lässt. Ideal ist eine joghurtartige Konsistenz und ein sehr hochwertiges und fein gemahlenes Farbpulver, dass sich am besten zu einer homogenen Masse verarbeiten lässt. Für eine Ansatzfärbung benötige ich 50g Henna und etwa 200ml Flüssigkeit, die ich mit dem Handmixer kurz verrühre. So geht es am schnellsten und es entstehen keine Klümpchen.
Lawsonia Inermis
So heißt die Pflanze, aus deren getrockneten und pulverisierten Blättern das Hennapulver gemacht wird. Der in den Blättern enthaltene Farbstoff Lawson verbindet sich während des Färbeprozesses mit der äußeren Haarschicht und sorgt so für schöne Rottöne.
Mischen
Jedes Hennapulver färbt anders. Je nach Farbwunsch könnt ihr verschiedene Farben auch miteinander mischen und nicht nur Wasser, sondern unterschiedliche Flüssigkeiten als Basis verwenden. Beispielsweise holt Kamillentee bei hellem Haar die goldigen Nuancen hervor, die Gerbsäuren in Schwarzem Tee können dunklere Nuancen erzielen.
Nuancen
Es gibt tatsächlich ein paar Tricks, wie man die Farbwirkung des Hennas beeinflussen und damit unterschiedliche Nuancen erzielen kann. Wichtig ist einerseits das gewissenhafte Anrühren (Warten auf Dye Release und Ansäuern der Farbmasse), andererseits können auch weitere Beigaben das Farbergebnis beeinflussen. Beispielsweise geben gemahlene Hibiskusblüten dem oftmals sehr warmen typischen Hennafarbton eine kühlere Note, ebenfalls kühler und dunkler wird das Ergebnis mit Amla oder Indigo. Heller und etwas leichter & transparenter wird das Farbergebnis durch die Zugabe von Cassia (farbloses Henna).
Ohne Picramate
Es gibt viele unterschiedliche Anbieter und Farben. Wenn ihr eurem Haar und der Umwelt etwas Gutes tun wollt, dann achtet darauf, nur naturreine & zertifizierte Farben ohne Picramate und Farbverstärker (z.B. Estherthol) zu verwenden.
Probesträhne
Wenn ihr euch nicht sicher bezüglich der Einwirkzeit seid, könnt ihr im Voraus eine unauffällige Probesträhne färben. Alternativ dazu könnt ihr auch Haare aus der Bürste für den Test nehmen.
Qualität
Ein absolutes Qualitätsmerkmal neben einer guten Farbkraft ist ein möglichst feiner Mahlgrad des Hennapulvers. Dieser ermöglicht eine sehr feine und homogene Farbpaste, die sich besonders leicht auftragen und ausspülen lässt und nicht bröselt.
Reste einfrieren
Sollte beim Färben ein Rest übrig bleiben, könnt ihr diesen prima einfrieren und zu einem späteren Zeitpunkt aufbrauchen. Dieser eignet sich super für ganz spontane Färbeaktionen, denn so kommt ihr ruckzuck an eine fertig durchgezogene Hennamasse. Gern rühre ich eventuelle Farbreste bei Ansatzfärbungen mit etwas Conditioner oder Haarkur an und gebe diese Mischung als leicht färbende Haarkur in meine Längen.
Silikonfreie Haarpflege
Damit die Farbe sich gleichmäßig und gut an eurem Haar anlagern kann, ist es wichtig, vor dem Färben silikonfreie Shampoos und Pflege zu verwenden. Mit Blick auf die Umwelt und die guten silikonfreien Alternativen würde ich dies ohnehin empfehlen.
Tipps
Gerade dann, wenn man noch nicht soviel Erfahrung mit dem Thema hat und selbst noch nie mit Henna gefärbt hat, sind Unsicherheiten da und guter Rat teuer. Sehr ans Herz legen möchte ich euch an dieser Stelle das kostenlose Ebook “Henna for Hair” von Catherine Cartwright-Jones. Diese Broschüre hat mir damals unheimlich weitergeholfen und es ist mir eine Pflicht, diese Henna-Bibel an euch weiterzugeben. Hier gibts die deutsche Version zur kostenlosen Ansicht.
Utensilien
Im Prinzip braucht ihr nicht viel, um loszulegen. Eine Schüssel mit Deckel, euer Hennapulver, Tee oder Wasser und einen Messbecher zum Anrühren (plus ggf. eine Waage, falls ihr nicht die ganze Packung anrühren wollt. Für den Farbauftrag empfehle ich einen Pinsel und gute Handschuhe aus Latex. Zum Abdecken und Feuchthalten der Farbe eignen sich ein paar Lagen Frischhaltefolie und ein wärmendes Tuch, Handtuch oder eine ausrangierte Mütze darüber.
Vorbereitung
Wer im Vorfeld gut vorbereitet, färbt entspannter. Wie schon erwähnt, sollte die Farbe gut durchgezogen sein. Wenn die Farbpaste bereit ist, legt euch am besten alles bereit, was ihr zum Färben braucht, räumt alles aus der Schussbahn, was nicht mit eingefärbt werden soll und dann geht’s los.
Wärme
Henna liebt die Wärme. Wärme fördert und intensiviert den Färbeprozess, deshalb sollte der Hennakopf schön warm eingepackt werden. Grundsätzlich reicht die Körperwärme am Kopf und ein gutes Abdecken aus für eine gute Farbentwicklung. Weg mag, kann dem Färbeprozess mit etwas warmer Fön noch ein bisschen einheizen.
Zitronensaft
Damit sich die Farbe aus dem Hennapulver löst, ist neben der Ziehzeit auch etwas Säure notwendig. Ein Spritzer Zitronensaft oder Essig reicht, um die Farbmasse anzusäuern.
Wenn ihr jetzt Lust auf Farbe bekommen habt und ihr wissen wollt, wie die anderen Haarbanditinnen ihre Haare färben, dann schaut doch mal im aktuellen Haarbande Beitrag vorbei. Dort findet ihr alle Beträge zum Thema verlinkt.
Für weitere Anregungen und Tipps rund um das Thema Henna könnt ihr euch durch meine anderen Beiträge klicken:
Mieke’s Kräuter Henna
Sante Mahagoni
Khadi Reines Henna
Khadi Henna Amla & Jatropha
Radico Wine Red
Light Mountain Bright Red
Färbt ihr eure Haare?
Habt ihr schonmal mit Henna & Pflanzenhaarfarben gefärbt?
Das ist ja eine tolle Idee mit dem ABC! 😀
Ich habe zwei Mal mit Henna gefärbt und es war nichts für mich, die Farbe war einfach nie so 100% meins und meine wurden dadurch sehr trocken. Aber bei dir bewundere ich die schönen Farben immer wieder 😉
LG Valandriel
Hehe, tatsächlich war die Idee mit dem Alphabet und generell eine etwas allgemeinere Auseinandersetzung mit dem Henna Thema mal wieder ein echter Haarbande-Synergieeffekt, denn der Beitrag hier schlummerte schon seit Ewigkeiten in meinen Entwürfen.
Für mich war die Umstellung vom doch recht kühl knalligen Granatrot hin zu einem wärmeren, weniger krassen Rot damals auch zunächst eine kleine Umstellung. Inzwischen möchte ich nie wieder zurück, und freue mich schon auf graue Haare mit Henna. 😁
Übrigens finde ich es sehr bemerkenswert, wie lang & schön deine Haare sind (trotz regelmäßiger chem. Coloration). Da sieht man richtig, wieviel Liebe & Pflege du in dein Haar investierst.
Soo schön! <3
Ist doch super, wenn sich die Thematiken so toll ergänzen 🙂
Eine Umstellung ist es immer, wenn man die Farbe wechselt. Das stimmt. Es darf bei mir ja gerne auch neutral bis leicht warm sein, das ganz kühle mit Pink gefällt mir ohnehin nicht. Nur leider werden die Farben mit Henna bei mir so hell und orangig und das möchte ich nicht wirklich.
Danke dir auch für das Lob! Pflege bekommen sie definitiv und das muss ich auch bei der Länge & mit Farbe. Auch wenn ich ungefärbt vllt. weniger pflegen müsste, so richten Direktzieher bei mir nicht direkt Schaden an. Austrocknung habe ich eher mit Heller färben und langfristiger permanenter Tönung bemerkt
Liebe Grüße
Valandriel.
Ohja, das Blondieren und die permanente Farbe haben meinem Haar damals auch sehr zugesetzt, das ließ sich irgendwann kaum noch mit Pflege auffangen. Kurz bevor ich auf Henna umgestiegen bin, habe ich auch gern getönt, fand es allerdings immer ein bisschen nervig, dass das Rot auf meinem sehr strapazierten Haar nicht mehr halten wollte. Gerade Rotpigmente fallen bei konventionellen Farben gern schnell heraus, wenn die Haarstruktur zusätzlich nicht mehr ganz so in Schuss ist, sieht es schnell unschön aus. Da hat Henna bei mir damals gut repariert und eine erstaunlich schöne einheitliche Farbe reingebracht, die ich vorher gar nicht mehr gewohnt war.
🙂
Toller Beitrag 🙂
Mit dem Einfrieren ist ja interessant… auf die Idee bin ich noch nie gekommen.
Das klappt super, .)
Egal ob ich es mir verdünnt mit Haarkur als Megafarbpflegekur in die Längen gebe oder es einfriere, bei mir verkommt kein Henna.
Die eingefrorene Henna-Reserve ist sehr komfortabel, wenn mal mal schnell welches braucht.
Was für ein großartiges ABC – ein toller Beitrsg, es hat richtig Spaß gemacht ihn zu Lesen! Deine tollen Tipps zu Pflanzenhaarfarben finde ich sowieso immer super – dank dir kommt immer ein Spritzer Essig bei mir mit in die Farbe :). Liebe Grüße, Julia 🙂
Ich habs damals auch erst nicht glauben wollen, aber das saure Anrühren bringt das Färben auf einen ganz anderen Level. <3
Das ABC hat mir auch großen Spaß gemacht, weil es mal ein anderes Format ist. Danke für deine lieben Worte und liebstn Gruß zurück! .)
Liebe Mexi,
ich habe ja (nicht mehr) mit Färben am Hut, aber das fand ich echt spannend und würde mich jetzt fast ans Färben rantrauen. Allerdings geht eben mit Henna heller nicht und das einzige wären so helle Sommerreflexe, die ich mir vorstellen könnte.
Deine Haare sehen immer wundervoll aus – also ran ans Farbtöpfchen 🙂
Grünste Grüße
Das stimmt. Was die helleren Töne angeht, ist es ein bisschen schwieriger. Dunkler (und roter) geht immer, in die hellere Richtung geht es selten. Wenn du mal ein bisschen rumprobieren möchtest, ist vielleicht Cassia, also farbloses Henna, mit Kamillentee etwas für dich. Das zaubert bei blondem Haar goldene Reflexe und pflegt nebenbei sehr schön.
Danke für deine lieben Worte, das ging runter wie Öl. <3
Liebstn Gruß!
Hallo 🙂
Ich wollte mich jetzt auch mal an das Henna von Khadi wagen, aber leider funktioniert dieses dye Release irgendwie nicht. Essig und heißes Wasser ist dran an der Masse und ich habe es auch ne gute Stunde stehen lassen, aber die Geschichte bleibt grün und will nicht richtig färben. Hast du vielleicht einen Tipp was ich da noch machen kann? Liebe Grüße:)
Hey Lena,
super, dass du das Henna angesäuert hast, das hilft schonmal sehr bei der Starthilfe für die Farbe. Eine Stunde Ziehzeit ist etwas knapp für den Dye Release, lass die Farbe ruhig 5-6 Stunden bei Zimmertemperatur oder in der Sonne abgedeckt durchziehen, dann sollte sich die Farbe der Hennamasse schon verändern.
Viel Erfolg dabei und lieben Gruß,
Sandra
Hallo,
Danke für das interessante ABC. Ich möchte mir demnächst das erste Mal die Haare mit henna färben und bin daher auf der Suche nach Infos. Eine Frage: ich dachte immer, dass Henna so warm wie möglich aufgetragen werden soll. Wenn ich die Masse für die Dye-release aber mehrere Stunden stehen lasse, ist diese ja kalt. Wärmst du sie dann nochmal auf oder ist das gar nicht nötig?
Danke für deine Hilfe – deine Färbeergebnisse sind unglaublich toll!